Gut, aber nicht gut genug!

Die Luft riecht frisch, es ist ruhig und sogar kühl...Es ist schön! Eigentlich das pure Gegenteil wie vor 4 Tagen. Trotzdem denke ich heute gerne zurück und versuche ein langer Wettkampftag in ein paar Worte zu fassen:

 

 

 

Die Vorbereitung auf den Ironman Zürich verlief fast perfekt nach Plan. Ich hatte Sommerferien und ich konnte mich sehr gut auf das Trainieren und die finale Vorbereitung konzentrieren. Somit wusste ich, dass ich eine anständige Wettkampfform geschaffen habe. Die warmen Tage bescherten uns auch eine Seetemperatur, die es zuliess ohne Neopren zu Schwimmen. Für mich ist das meistens ein Vorteil.

 

 

 

„Booom“ die Kanone wurde abgefeuert und um 6:40 Uhr sprinteten die Pro Athleten in das spiegelglatte Wasser. Ich startete fast ganz links und wurde von grösseren Schlägereien verschont. Nach ungefähr 200m erkannte ich, dass ich den Schluss der Spitzengruppe bilde. Dann 90 Grad links um die Boje bevor ich wieder aufschaue und sehe, dass sich zwischen mir und der Gruppe eine kleine Lücke bildet. Trotz grosser Sauerstoffarmut im ganzen Körper, versuche ich nochmals zu beschleunigen um wieder in den Sog der schnellen Schwimmer da vorne zu gelangen. Leider lässt meine Beschleunigung zu wünschen übrig und ich nerve mich (einmal mehr) den Zug verpasst zu haben. Anstatt alleine zu schwimmen, lasse ich mich von der Verfolgergruppe einholen und geniesse mit deren Tempo den Sonnenaufgang vom Wasser aus. Ja leider ist es immer noch so, dass es „vorne“ leicht zu schnell ist, hingegen „hinten“ leicht zu langsam. Somit bleibt zu hoffen, dass der Rückstand nicht allzu sehr anwächst. Immerhin steige ich mit einer illustren Gruppe, in der sich auch der neunfache Ironman Zürich- Sieger Ronnie Schildknecht befindet, in die zweite Disziplin. Nach etwa 20km und einer Tempoverschärfung von Schildknecht fällt die Gruppe auseinander. Ich zögere kurz ehe ich mich entschliesse die Lücke wieder zu schliessen. Meine Beine drehen gut und bald befinde ich mich wieder im legalen Abstand zu Ronnie. Gefolgt von zwei weiteren Athleten welche die Tempoverschärfung ebenfalls mitmachten. Ich überprüfe meine Leistungsanzeige und erkenne, dass der „Ronnie- Express“ mit meiner Taktik zu vereinen ist. Ich habe mir fest vorgenommen in diesem Jahr defensiv zu fahren. Mit dem Wissen, dass viele starke Radfahrer am Start sind und für den abschliessenden Marathon eine Hitzeschlacht zu erwarten ist, will ich Energie sparen beim Radfahren und „all in“ gehen beim Laufen. Eigentlich klappt alles bestens und der Rückstand von rund 6 Minuten ist immer noch im Rahmen. Doch kurz nach der Abfahrt vom Heartbreak – Hill ertönt mehrmals die Trillerpfeife und ein Motorrad nähert sich schnell. Ich sei in einer „Non Aerobars“ Zone in Aeroposition durchgefahren. Das mag wohl stimmen, dass ich im Temporausch zu früh wieder in die tiefe Position wechselte und reklamiere nicht. Gelbe Karte. Da es meine erste Penalty überhaupt ist, muss ich kurz nachfragen was das denn jetzt bedeutet. Es heisst ich muss mir eine Pause von einer Minute gönnen. Leider ein wertvoller Zeitverlust, sowie auch vom Schildknecht – Express.

 

 

 

Der zu erwartende Rückstand auf den schnellsten Radfahrer im ganzen Ironman Zirkus wuchs auf rund 20 Minuten (!) an, sowie auf die Verfolger auf etwas über 10 Minuten. Mist! Das ist jetzt doch ein bisschen viel...

 

 

 

Bekanntlich ist ein Ironman erst im Ziel fertig und in den nächsten drei Stunden kann noch so viel passieren! Entsprechend meinem Plan und auch wegen dem grossen Rückstand laufe ich schnell aber kontrolliert los. Kurz gerechnet werde ich im Optimalfall (und beim schwächeln der Konkurrenz) frühsten bei ca. Kilometer 25 in Tuchfühlung mit den Top 8 Rängen kommen. Mental war das eine harte Nuss, aber ich halte die Pace hoch. Bereits in der zweiten Runde habe ich ein paar Minuten aufgeholt und ich erfahre, dass ich schneller als die Meisten vor mir Liegenden unterwegs bin. Doch auch mir macht in der dritten Runde die Hitze zu schaffen und ich muss leicht zurückschrauben beim Tempo. Mittlerweile sind über 30km gelaufen und ich habe noch keinen einzigen Rang gut gemacht. Frust macht sich breit und die Gedanken mich nicht mehr so zu quälen werden stärker. Vor mir liegt einer, mit knapp einer Minute Vorsprung. Ist es das Wert für Rang 8? Ich höre zum wiederholten Mal bereits von weitem wie mein Fanclub ruft...Oh ja, es ist es Wert! Ich kriege „die zweite“ Lunge und nähere mich Meter für Meter! Plötzlich wieder so motiviert, dass ich nur noch wissen will wo der nächste ist... leider ist plötzlich das Ziel da und die Aufholjagt somit automatisch beendet!

 

 

 

Fazit: Mein Plan war sicher angebracht, aber die Konkurrenz hat nicht ganz mitgespielt J! Mit meiner Leistung bin ich nicht unzufrieden, die war im Bereich meiner bisher besten Leistungen. Aber es war in Zürich wieder mal zu beobachten, dass viele Konkurrenten in der Blüte ihrer Karriere stehen (Weltklasse- Athleten) und ich im Vergleich zu ihnen einfach gewisse Defizite aufweise. Da ich aber trotz Neo- Profitum bis zu diesem Wettkampf noch nicht von besseren Trainingsbedingungen profitieren konnte. Muss ich diese Tatsache in die Analyse miteinbeziehen. Das heisst, die Aufholjagt beginnt jetzt erst recht...

 

 

 

 

 

Aktuell verbringe ich noch ein paar Tage mit campieren und „kuren“ auf der Lenzerheide. Die Erholung verläuft sehr gut, was für eine Teilnahme am Inferno Triathlon spricht...